Der Umweg zu den Wirtschaftswissenschaften

Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges meldete sich der Primaner Erich Gutenberg Ende 1915 mit Einwilligung seiner Eltern als freiwilliger Soldat. Am 01. Januar 1916 wurde er eingezogen.

Im Frühjahr 1918 machte Gutenberg während eines Lazarettaufenthaltes als Externer sein Abitur am Herforder Friedrichs-Gymnasium und kehrte im selben Jahr als Leutnant aus dem Krieg zurück.

Erich Gutenberg begann im Januar 1919 seinen Neigungen folgend das Studium der Physik und Chemie an der Technischen Hochschule in Hannover. Bei seinem Umweg zu den Wirtschaftswissenschaften spielte die elterliche Fabrik, die Fa. Niebaum & Gutenberg, eine bedeutsame Rolle. Das Unternehmen stationäre Drehmaschinen, Göpelwerkzeuge und Motorlocomobile.

In den besten Jahren vor Ausbruch des 1. Weltkrieges beschäftigte Niebaum & Gutenberg fast 400 Leute, gehörte damit zu den größten Arbeitgebern in Herford und stellte einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar.

Der Tod seines Älteren Bruders, der die Firma übernommen hatte, bewirkte für die Familie den Verlust des Unternehmens. Nach langwierigen Verhandlungen erreichte sie jedoch einen Vertrag mit Herrn Niebaum, der den Eintritt Erich Gutenbergs in die Firma zum 01.01.1926 verbindlich vorsah.

Den Familienwünschen entsprechend wechselte er daraufhin im Sommer 1919 das Studienfach, um Nationalökonomie in Würzburg und Halle an der Saale zu studieren. Im Dezember 1921 schloss er sein Studium mit der Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität Halle an der Saale ab. Mit seiner Arbeit zu „Thünens Isolierter Staat als Fiktion“ behandelte er ein Thema aus dem Grenzgebiet zwischen Nationalökonomie und Philosophie.

Von Januar 1922 an arbeitete er als Angestellter bei der Fa. Starke & Hoffmann in Hirschberg, um praktische Erfahrungen für seine spätere Tätigkeit bei „Niebaum & Gutenberg“ in Herford zu sammeln. Durch die Liquidation der Herforder Fabrik im Sommer 1923 wurden allerdings Gutenbergs beruflichen Pläne hinfällig.

Mit der Übernahme einer Stellung als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Münster entschied sich Erich Gutenberg nun für eine wissenschaftliche Laufbahn. 1925 ließ er sich für ein Studium der BWL an der Universität Frankfurt am Main beurlauben und legte dort im März 1926 sein kaufmännisches Diplomexamen ab.

Nach Rückkehr an das Wirtschaftswissenschaftsinstitut der Universität Münster legte er 1928 seine Habilitationsschrift vor, in der er bereits damals die Unternehmung als Ganzes in den Mittelpunkt seiner Betrachtung stellte. Von 1930 bis 1938 kehrte Gutenberg in die Wirtschaftspraxis zurück und arbeitete bei der Deutschen Genossenschafts-, Revisions- und Treuhand GmbH in Berlin sowie der Dt. Wirtschaftsprüfungs AG in Essen.

Am 05. Januar 1932 heiratete Erich Gutenberg Magdalene Busse. Aus dieser Ehe ging am 01.09.1935 die einzige Tochter, Renate, hervor.

Ab 1938 lehrte Erich Gutenberg an den Universitäten Clausthal Zellerfeld, Jena und Breslau, nur unterbrochen durch den Militärdienst von 1939 bis 1943.

1948 erfolgte der Ruf an die Universität Frankfurt/Main, bevor er 1951 den berühmten Lehrstuhl von Eugen Schmalenbach an der Universität Köln übernahm.

1966 erfolgte die Emeritierung in Köln, wo Erich Gutenberg am 22. Mai 1984 verstarb.

Erich Gutenberg

„Es gibt keinen festen Bestand an Wissen. Jedes neu erworbene Wissen ist immer nur Durchgang.“